Schönheit
Was ist Schönheit? Nach David Hume lebt die Schönheit der Dinge in der Seele, dessen der sie betrachtet. Die Seele eines Menschen ist dem Schönen zugeneigt.
Nicht selten sieht die Fotografie als Aufgabe, die Realität bis zur Perfektion abzubilden. Bei diesem Thema aber sucht die Künstlerin durch das Objektiv nicht das konkrete Abbild, sondern zeigt in Ihren Bildern thematisch einen freien, sensiblen Umgang von anscheinend fast gegenstandslosen Darstellungen. Der Betrachter taucht in die Komposition ein, gleichzeitig sucht das Auge nach der Wirklichkeit.
Hier zeigt sich, dass jede abstrakte Kunst auch gleichzeitig figurativ sein kann; es ermöglicht dem Betrachter im Sehen einen unbegrenzten Raum. Bewusst setzt die Fotografin in der Komposition auf das Spiel zwischen Realität und Abstraktion, denn seit dem Studium der Architektur in Mailand stehen Abstraktion, Komposition und Linie für Monika Bock im künstlerischen Vordergrund. Das Studium der Kunstgeschichte und die Auseinandersetzung mit der Malerei beeinflussten in ihrem künstlerischen Ausdruck maßgeblich. Deshalb setzt sie bewusst auf das Spiel mit der Unschärfe, immer auf der Suche nach neuen Formen der Pinselstriche im Malen mit Licht, denn in der Mannigfaltigkeit der Pinselstriche entsteht die Qualität ihrer Bilder.
Zeitgleich folgten besonders in der ersten Phase Ihres künstlerischen Schaffens abstrakte Skizzen und Zeichnungen im Atelier, um die Kompositionen in der Fotografie nochmals zu studieren und diese dann mit der Kamera neu wahrnehmen zu können. Ihr ganz persönliches Spiel in der visuellen Kommunikation – ein Wechselspiel zwischen technischer und analoger Kunst, auch um das innere Auge immer erneut zu fühlen und wahrzunehmen.
Deshalb folgten die ersten Arbeiten oft in einer Abfolge, die eine Bildentwicklung zeigten. Nicht selten waren es sechs aufeinanderfolgende Sequenzen. Die Künstlerin suchte in dieser Zeit nicht das absolute Einzelbild, sondern in der seriellen Abfolge konnte Sie informell Geschichten erzählen, abstrakt – ohne Libretto – nur für das Auge emotional wahrnehmbar. Das Bedürfnis in Serie informelle Geschichten zu erzählen ist ihre ganz persönliche Antwort in ihrer freien Kunst nach der langjährigen Tätigkeit in der angewandten Kunst am Theater und Museum.
Auf das Wechselspiel der analogen Skizze und informellen Fotografie folgten Ausdrucke auf weichem Skizzenpapier. Der Druck auf weichem Skizzenpapier unterstreicht das Malerische im Bild. Durch das anschließende Einfärben der Bilder mit leichten Wasserfarben entsteht eine zarte Verbindung zwischen dem mit dem Objektiv erfassten ausgedruckten Bild und dem individuell färbenden Pinsel – eine Vereinigung des Malens mit Licht und Malens mit analogen Farben, denn nicht selten paaren sich Druckfarbe und Wasserfarbe und formen gemeinsam eine erneute Farbigkeit – painting in light.
Bei der Entwicklung ihrer künstlerischen Ausdrucksform steht die ästhetische Wahrnehmung für Monika Bock immer im Vordergrund und im Spiel zwischen Abstraktion und Figuration entdeckte die Künstlerin eine Ästhetik, die sich durch sensibles Verständnis auszeichnet sowie Achtsamkeit, Bewusstheit und Feingefühl. Dabei erfasst die Künstlerin mit der Kamera fast unscheinbare Dinge und oft die Natur an sich. Denn die Natur sollte unser Modell sein, wir sollten sie würdigen und von ihr lernen.
In der Natur existiert nichts zur Zierde: jeder Ast, jeder Zweig, jedes Blatt zählt. Eine Struktur herauszuarbeiten, eine Textur zu betonen und diese sichtbar zu machen, ist eine künstlerische Motivation ihrer Bildfindung. Dabei drücken ihre Naturstudien nicht selten eine Vergänglichkeit aus, auch um in unserer Zeit auf die Bedeutung des Vergänglichen zu verweisen. „Schönheit und Mitempfinden – näher können wir einer Definition dessen, was Kunst ist, nicht kommen. Wo Schönheit ist, gibt es auch Mitempfinden, einfach deshalb, weil Schönheit sterben muss. Schönheit stirbt stets;“ schreibt Vladimir Nabokov.
So verweisen die Bildfolgen als Komposition zwischen Abstraktion und Figuration und dem Wechselspiel des Malens mit dem Licht und dem Malen analoger Farben auf die Dualität des Lebens, die durch das farbliche Arrangement erfahrbar gemacht werden. Zwischen Realität und Abstraktion in der Polarität der Darstellung jedes einzelnen Bildes entführen sie den Betrachter in den unbegrenzten geistigen Raum der Schönheit.